Grundsätze zur Umsetzung einer Kreislaufwirtschaft im Bauwesen

Bildbeschreibung

Folgende Grundsätze unterstützen die Transformation von einer linearen Bauwirtschaft in ein ressourcenschonendes und kreislauffähiges System des Bauens:

  • Die Stadt als Material-Lager
    Wir überschreiten planetare Grenzen und die Verfügbarkeit einzelner Rohstoffe aus natürlichen Lagerstätten schrumpft zunehmend. Gleichzeitig wächst unser anthropogenes - von Menschen geschaffenes - Material-Lager. Darunter versteht man alle Rohstoffe, die zum Beispiel in Gebäuden, Infrastrukturen oder Konsumgütern gebunden sind. Ein Ziel der Kreislaufwirtschaft ist deshalb, den Abbau und Einsatz von Primär-Rohstoffen durch den (Wieder-)Einbau von Sekundärmaterialien zu senken, das heißt, bereits verbaute Ressourcen nach Ablauf ihrer Nutzungszeit rückzugewinnen und werthaltig wiederzuverwenden. Wesentlich ist es daher, Wiens Gebäudebestand als "Material-Lager der Zukunft" anzuerkennen, Bestehendes bestmöglich zu nutzen und den Kreislauf zwischen Rück- und Neubau zu schließen.
     

  • Wien baut auf Wien
    Eine umsichtige (Weiter-)Entwicklung unseres Lebensraums setzt einen sorgsamen Umgang mit ortsspezifischen Potenzialen voraus. Das beginnt damit, rückgewonnene und lokal verfügbare Ressourcen frühzeitig im Planungsprozess als essenzielle Parameter abzubilden. Darauf aufzubauen, was bereits da ist, bedeutet in der Praxis, sorgsam mit der Ressource Boden umzugehen, den Bodenaushub sowie rückgebautes Material lokal zu verwenden beziehungsweise zu verwerten, aber auch Leerstände zu nutzen und auf regionale Baustoffe sowie Know-how zurückzugreifen.
     

  • Planen und Bauen für die Ewigkeit – und dennoch rückbaubar
    Wien wächst. Damit geht auch die Schaffung von leistbaren Wohnraum und Infrastruktur einher. Zur Sicherstellung einer hohen Lebensqualität für alle bei größtmöglicher Ressourcenschonung ist wesentlich, für jede Bau-Aufgabe die jeweils nachhaltigste Umsetzungsmaßnahme zu wählen. Hierzu lässt sich keine pauschale Aussage treffen. Grundsätzlich gilt es, negative Auswirkungen auf Klima und Umwelt - den gesamten Lebenszyklus betrachtet - zu minimieren. In der Regel ist das zukunftsfitteste und ressourcenschonendste Gebäude jenes, das für eine möglichst lange Nutzungsdauer errichtet wird und dennoch die Prinzipien der Rückbaubarkeit berücksichtigt.
     

  • Wertschätzen, was da ist
    Ein Credo der Kreislaufwirtschaft ist es, bestmöglich zu nutzen, was bereits vorhanden ist. Übersetzt auf den Gebäudebestand bedeutet dies die Wertschätzung der gebauten Umwelt sowie infolgedessen die Instandhaltung, Sanierung und kluge Weiterentwicklung des Bestehenden. Dies stellt eine enorme Chance dar, bringt aber auch Herausforderungen mit sich. Für den nachhaltig, kreislauffähig gestalteten Neubau, den "Bestand der Zukunft", heißt das, zirkuläre Design-Ansätze wie Umnutzungs- sowie Wartungs- und Reparaturfähigkeit im Entwurfsprozess zu berücksichtigen, um so auf zukünftige Anforderungen bestmöglich reagieren zu können.
     

  • Aus Alt mach Neu – Eine 2. Chance für Materialien
    In einer sich weiterentwickelnden Stadt finden auch Gebäude-Abbrüche statt. Dabei ist in einer zirkulären Stadt sichergestellt, dass der Rückbau verwertungs- und wiederverwendungsorientiert abgewickelt wird und die "geernteten" Ressourcen möglichst lokal wiedereingesetzt werden. Ziel ist es, das Lebenszyklus-Ende mit dem Lebenszyklus-Beginn zu verknüpfen.