ZiFa 1.0: Planungsprinzipien zur Umsetzung einer Kreislaufwirtschaft im Bauwesen
Es existiert keine universelle Lösung für zirkuläres Bauen. Vielmehr beruht Ressourcenschonung mit dem Werkzeug der Kreislaufwirtschaft auf der Kombination und Anwendung verschiedener Ansätze und Prinzipien. Im Wesentlichen geht es darum, weniger und länger zu nutzen sowie wiederzuverwenden. Dabei soll gleichzeitig eine hohe Lebensqualität für alle gewährleistet werden.
Beiträge zum zirkulären Bauen können in allen beziehungsweise für alle Phasen des Lebenszyklus eines Gebäudes geleistet werden. Dabei wird zwischen 3 Wirkungsbereichen unterschieden:
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Heutiger Beitrag: Maßnahmen zur Ressourcenschonung durch die Kreislaufführung von Material im Einbau.
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Langfristiger Beitrag: Maßnahmen zur Verlängerung der Nutzungsdauer und Konzepte für Mehrfachnutzungen zur Ermöglichung einer dauerhaften und effektiven Nutzung.
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Zukünftiger Beitrag: Maßnahmen zur Sicherstellung eines werterhaltenden Rückbaus am Ende des Lebenszyklus eines Gebäudes für die Phase des Rückbaus. Dies gewährleistet die Kreislauffähigkeit auch in der Zukunft.
Maßnahmen in folgenden 8 Kategorien (Indikatoren) unterstützen das zirkuläre Planen und Bauen (bei Neubau und Sanierung) entlang des Lebenszyklus:
(1) Verbaute Materialien (Materialeinsatz)
Einen besonders maßgebenden Einfluss auf die ökologische Nachhaltigkeit eines Bauwerks hat der Ressourcen- beziehungsweise Materialeinsatz und dessen Dokumentation. Die Dokumentation der Art und Menge der relevanten Baustoffe ist die Grundlage für eine werthaltige Kreislaufführung der Rohstoffe und die Bewertung der Klima- und Umwelteinwirkungen.
Ziel ist die Reduktion des Einsatzes von (energieintensiven) Primärrohstoffen durch die Verwendung von regenerativen, wiederverwendeten, recycelten sowie lokal verfügbaren Materialien und Ressourcen (verantwortungsbewusste Materialherkunft).
(2) Ökobilanz
Ziel ist die Reduktion der Umweltbelastungen (beispielsweise Treibhausgase) bei Neubau und Sanierung.
(3) Nutzungsintensität
Die effiziente Nutzung von Gebäuden und damit der eingesetzten Ressourcen ist eine besonders unmittelbare und zielführende Art der Ressourcenschonung. In der Umsetzung bedeutet dies einerseits ein Minimieren an nicht verwendbaren beziehungsweise notwendigen Flächen und andererseits eine möglichst intensive Nutzung von Räumen beispielsweise durch Mehrfachnutzung.
(4) Flexibilität, Umnutzbarkeit und Nachverdichtung
Eine langfristige Gebäudenutzung bedeutet direkte Ressourcenschonung und ist also zentrales Ziel des kreislauffähigen Bauens. Da in der Planungsphase in der Regel nicht absehbar ist, inwiefern sich bis zum Lebensende des Gebäudes Anforderungen oder externe Rahmenbedingungen ändern, ist es wesentlich, Gebäude flexibel, umnutzbar und (möglichst ohne weitere Versiegelung) nachverdichtungsfähig/erweiterbar zu gestalten.
Ziel ist die Ressourceneinsparung durch Ermöglichung der Verlängerung der Gebäudenutzung mittels Steigerung der Nutzungs- beziehungsweise Gebäudeflexibilität hinsichtlich Funktionalität und Konstruktion.
(5) Langlebigkeit, Tauschbarkeit und Reparaturfähigkeit
Der Erhalt beziehungsweise die Verlängerung der Lebensdauer von Gebäuden und damit das Ermöglichen von längeren Nutzungsdauern ist eine direkte Möglichkeit der Ressourcenschonung. Dies kann beispielsweise durch den Einsatz besonders langlebiger sowie robuster Bauweisen und Materialien geschehen. Zielführend ist darüber hinaus das Setzen von Maßnahmen in der Planung, die einfache Tauschbarkeit und Reparaturfähigkeit von Gebäudeelementen, wie etwa lösbare Verbindungsmittel und Gewährleistung einer guten Zugänglichkeit zu Haustechnikelementen, zu ermöglichen.
(6) Rückbau und Re-Use
Die Möglichkeit, verbaute Ressourcen werthaltig wiederzuverwenden, hängt maßgeblich von der Trennbarkeit der Baustoffe und Bauelemente und deren Schadstofffreiheit ab. Im Sinne einer Kreislaufführung von Ressourcen sind umweltverträgliche Materialien und Bauteile somit so einzusetzen, dass diese ohne großen Aufwand zerstörungsfrei trennbar, rückbaubar und wiederverwendbar sind.
(7) Recycling
Können Gebäude, Bauelemente oder Baustoffe nicht wiederverwendet werden, ist das Recycling der nächste Schritt, um Ressourcen zu schonen und Materialien im Kreislauf zu halten. Im Vordergrund steht hierbei das Potenzial des einfachen Wiedergewinnens von schad- und störstofffreien beziehungsweise sortenreinen Baumaterialien, um diese werthaltigen Recyclingprozessen zuführen zu können.
(8) Entsorgung
Können Materialien und Bauelemente nicht mehr im Nutzungskreislauf gehalten werden, werden sie mittels Deponierung oder thermischer Verwertung (Verbrennung) entsorgt. Die Baumaterialien verlassen dadurch den Kreislauf und gehen somit als Ressource verloren. Zukünftig muss das Ziel sein, die Menge zu entsorgender Materialien sukzessive zu reduzieren und schlussendlich nahezu keine mehr zu entsorgen.
Die Publikation "Orientierungsleitfaden ZiFa 1.0" beinhaltet die detaillierte Beschreibung der hier angeführten 8 übergeordneten Kategorien (Indikatoren) und die in Summe 30 entlang der EU-Abfallhierarchie zugeordneten Kriterien (Subindikatoren) zum zirkulären Bauen.